1600 - 1699


1600

Eine Karte des Amtes Montabaur des Kurfürstentums Trier zeigt Kölbingen, Möllingen und Schönberg  zugehörig zum Kirchspiel Salz. Die Karte wurde also vor 1662 gefertigt.

Um 1600 wird in Schönberg eine Windmühle im Besitz der Familie Becker erwähnt. Noch 1805 macht ein Müller Becker Eingaben wegen Steuerumwandlung nach Montabaur. Neben andern Wohnhäusern soll er selbst eines der wenigen Wirtshäuser der Gegend damals in Schönberg gehabt haben.

1618

Der unter dem Namen Dreißigjähriger Krieg bekannte Konflikt dauerte von 1618 bis 1648 und wurde größtenteils auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation ausgetragen. Seine Brutalität, die lange Dauer, das unsägliche Leid der Zivilbevölkerung und die mit dem Krieg einhergehenden Hungersnöte und Seuchen stellte alles bis zu diesem Zeitpunkt Dagewesene in den Schatten und entvölkerte manche Landstriche zu über 66 %.

Der Konflikt war einerseits ein Glaubenskrieg zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union und gleichzeitig ein Kampf um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich zwischen dem Habsburger Kaiser und mehreren Landesfürsten im Inneren und zwischen dem Reich und europäischen Widersachern wie Frankreich, Dänemark und Schweden im Äußeren.

Obwohl die religiösen Gegensätze, vor allem am Ende des Krieges, immer mehr an Gewicht verloren, war die 1517 beginnende Reformation und die damit einhergehende Abspaltung der Protestantischen von der Katholischen Kirche einer der gewichtigsten Gründe für den später ausbrechenden Krieg

Obwohl sich der Dreißigjährige Krieg bis heute in das kulturelle Gedächtnis der Deutschen verankert hat und zu den bekanntesten Ereignissen der deutschen Geschichte zählt, kennt kaum einer die genauen Fakten und Hintergründe dieser Katastrophe. Er brachte der Bevölkerung Angst und Schrecken, Not und Elend. Der Westfälische Frieden, geschlossen 1648 in Münster und Osnabrück, beendet diese Schreckenszeit.

1630

Die Karte aus dem Jahre 1630 zeigt grün umrandet das Gebiet des Kurfürstentums Trier an der "Oberen Elb". Nördlich von Cockem (Guckheim) ist Kölbingen hier noch unter dem Namen Berg eingetragen.

1635

Am 4. April 1683 wurde auf dem Friedhof zu Kölbingen-Schönberg die Witwe Magdalena Etzkorn beigesetzt. Die entsprechende Eintragung ins Totenbuch erinnert an einen argen Raubgesellen dieses Namens, der während des Dreißigjährigen Krieges im unserer Heimat reiche Beute machte. Über ihn und seine Raubszüge berichteten 1780 die Dillenburger-Intelligenznachrichten. Auch in der Diezer Chronik von 1923 sind dem Räuber einige Zeilen gewidmet.

Etzkorn, auch Schuster genannt,  war kurkölnischer Leutnant und machte im Jahre 1635 von Molsberg aus, wo er sich mit etwa 60 Untertanen festgesetzt hatte, hauptsächlich die Gegend von Hadamar und Diez, aber auch den Goldenen Grund und den Oberen Westerwald unsicher.

Beschwerden beim Kurfürsten von Köln, dem ehemaligen Dienstherrn von Etzkorn, blieben erfolglos.

Am 21. August 1635 stellte Etzkorn sich selber ein Bein. Er hatte zu hoch gepokert, als er einen Handstreich auf die Stadt Diez plante. Beim Versuch, die besten Möglichkeiten für sein Vorhaben zu erkunden, wurde der als Bauer verkleidet Etzkorn erkannt und festgesetzt.

Bei Gräfin Sophie Hedwig, der Regentin der Grafschaft Diez herrschte eitel Freude über den guten Fang. Hatte Etzkorn doch letztlich 10000 Reichstaler erbeutet.  Die Versuchung Räuber und Anhang aufknüpfen zu lassen war groß.

Doch es kam anders. Es kam nicht einmal zu einer Gerichtsverhandlung. Nach der Befragung von Etzkorn beriet sich die Gräfin mit ihrem Schwager, dem Grafen Johann Ludwig von Hadamar, der im Anschluss an das Gespräch eine längere Reise antrat. Auch die Gräfin hatte plötzlich dringende Geschäfte außerhalb von Diez zu erledigen.

Und wie der Zufall es wollte, gelang Etzkorn zu dieser Zeit die Flucht und er wurde in unserer Gegend nicht mehr gesehen.

Hatte Etzkorn Lösegeld gezahlt oder hatte er das Versteck seiner Beute preisgegeben. Man darf spekulieren. Auch stellt sich die Frage, warum hatte er ausgerechnet im Jahre 1635 die kurtrierische Burg Molsberg als "Residenz" ausgesucht hatte?

1645

Die Hexenverfolgung des Mittelalters machte auch vor unserer Heimat nicht halt. So wurde im Amt Montabaur des Erzstiftes Trier über 100 Personen hingerichtet.

Alleine im Jahre 1593 wurden 30 Frauen wegen Zauberei verbrannt. Zwischen 1628 und 1631 sind 81 Männer und Frauen dem Hexenwahn zum Opfer gefallen. Aus unserer Pfarrgemeinde wurde am 13. Juli 1645 die Anna Webers aus Sainscheid wegen Hexerei in Montabaur hingerichtet.

1650

Um einem ständigen Anliegen der Trierer Erzbischöfe, bereits Kindern Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben zu vermitteln, nachzukommen, wird 1650 auf dem Bornberg zu Schönberg, direkt neben der Kirche, eine Winterschule errichtet. 1696 wird diese zur Pfarrschule aufgewertet. (Verschiedene Historiker bezeichnen das Jahr der Erbauung sei das Jahr 1696)

 

Von 1650 bis 1654 kommt Peter Busch als Pfarrseelsorger nach Schönberg.

1652

Neben der Kirche stand in Schönberg auch noch der "Schönberger Hof", dessen Platz heute der neue Kirchhof einnimmt. Große schwere Mauern mussten beim Graben der Gräber einst gebrochen werden. Dieser Hof war Kapellen-Eigentum. Er wurde 1652 Herrn Georg Ludwig von Brambach vom Erzbischof von Trier zum Lehen übergeben. 1773 gingen jedoch alle diese Besitzungen beim Aussterben der Familie an das Haus Walderdorff über.

1654

Im Streit mit der Mutterkirche in Salz kommt es erst 1654 zu einem Vergleich in Carden an der Mosel, den auf Schönberger Seite die Kirchenmeister Bernhard Nipgen und Dietrich Menges unterzeichneten. Bis zur endgültigen Bestätigung der Pfarrei übernimmt ein Priester der Kölner Diözese namens Lambert Lommersen die Vikarstelle.

1657

Vom Kurfürsten von Trier war gefordert, alle vier Jahre die Pfarreien in den Dekanaten zu kontrollieren und den Zustand zu protokollieren.

Die spätere Pfarrei Schönberg wurde 1657 genauso kontrolliert, wie die Mutterpfarrei Salz, der Schönberg damals noch angehörte. Es war aber schon zu erkennen, dass sich Schönberg von Salz lösen wollte. Die Pfarreien an der oberen Elb gehörten dem Archidiakonat Dietkirchen an.

Ein Archidiakonat war eine kirchliche Verwaltungseinheit, genauer eine Untereinheit eines Bistums, die selbst wieder mehrere Landkapitel und Dekanate umfassen konnte.

Aus dem Visitationsprotokoll sind Auszüge der Pfarrei Salz und Schönberg entnommen. Die ursprünglich in Latein verfassten Dokumente wurden im Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte übersetzt.

1662

Am 27. Februar 1662 wird die Pfarrei Schönberg durch den Trierer Erzbischof Karl Kasper von der Leyen administrativ errichtet. Das Jahr 1662 gilt als das eigentliche Gründungsjahr der Pfarrei Schönberg.

Weinandus Forst ist der erste Pfarrer in Schönberg. Er stammte aus Altenberg, Bez. Köln. Bei seinem Amtsantritt brachte er seine ganze Verwandtschaft mit auf den Westerwald, von der die noch heute in der Pfarrei lebenden Träger dieses Namens abstammen.

 

Seit 1662 hat der Schönberger Pfarrer auch die Kirche in Hahn mit zu versorgen. Dies erledigt sich dann 1782 mit der Abspaltung der Kirche Hahn.

1665

Die Pfarrei errichtet in Möllingen ein Pfarrhaus.

1666

Die Volkszählung von 1666 wurde vom Trierer Erzbischof und Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen angeordnet, da durch den Dreißigjährigen Krieg das Erzstift etwa 30.000 Bewohner verloren hatte. Bei der Volkszählung war besonders wichtig, die Zugehörigkeit der Leibeigenen festzustellen. Die meisten waren trierisch, aber es gab auch westerburgische, ermtraudische, reifenbergische, pißportische und brambachische Zugehörigkeiten.

Wenn ein Paar heiraten wollte, bei dem Mann und Frau verschiedenen Herren gehörten, mussten sie sich loskaufen, oder sie wurden einfach ausgetauscht. Glücklich waren die, die trierisch waren. Die trierische Leibeigenschaft war offensichtlich leichter zu ertragen.

Besonders kurios waren die Verhältnisse damals in Girkenroth. Alle Häuser oberhalb der Dorfstraße pfarrten nach Willmenrod und waren evangelisch. Sie gehörten demzufolge zu Westerburg. Alle Häuser unterhalb der Dorfstraße pfarrten nach Salz, waren demzufolge katholisch und gehörten zu Trier. Das hatte zur Folge, dass die Girkenrohter nach und nach auf die Unterseite der Dorfstraße zogen, da es erstrebenswert war, trierisch zu sein.

Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 andauerte, gibt es 1666 in Kölbingen im Oberkirchspiel nur noch 5 Familien: Eberz, Kloft Menges, Schmid, Wirsdörfer, und in Möllingen nur noch die Familien Munsch und Forst.

 

Im Nachbarort Elben gibt es nur noch die Familien Besener, Jung, Schick und Schlag.

1673

Graf Walderdorff erwirbt von der Familie von Stepproth das Hofgut Moritz.

1685

Johannes Munsch zu Möllingen ist 1685 Heimberger zu Schönberg

 

1688

Die weitgehende Entvölkerung unserer Heimat durch den Dreißigjährigen Krieg mag dazu beigetragen haben, das es auch noch 40 Jahre nach dessen Ende an Arbeitskräften, Baulichkeiten und Geräten für die Bewirtschaftung der weitgehend brachliegenden Nutzflächen mangelte.

Sicher war dies ein Grund dafür, dass die Eheleute Johann und Elisabeth Wirsdörfer aus Rothenbach im Jahre 1688 unweit der Kirche eine Scheune errichten ließen.

 

Auf dem Balken über dem Scheunentor war nachfolgende Inschrift angebracht:

 

"ERBAVWT DISIN BAVW JOHANNES WERSDORFER ELSE EHLE

ANNO DOMMINE JESVS CHRISTE DEN 1 DAG MEI 1688"

 

Graf Walderdorff verkauft die Scheune 1881 an die Kirchengemeinde Schönberg-Möllingen. Am 28. Mai 1990 fällt sie einem Brandanschlag zum Opfer.

Aufnahmen von Dr. Elke Wittelsberger

1690

Vom 24. Juni 1690 bis 21. Juni 1692 ist Weinand Lommersheim Pfarrer in Schönberg.

1692

Am 22.Juni 1692 tritt der neue Pfarrer Johann Heinrich Pithahn seine Stelle in Schönberg an. Bis zum 23. Juni 1712 bleibt er Pfarrer in dieser Pfarrei.

 Auf der Karte des rechtsrheinischen Gebietes des Kurfürstentums Trier von 1692, blau dargestellt, wird Kölbingen noch mit dem Namen Berg ( Bergh / Bergerhof des Gerhard von Kolbingen) dargestellt. Gelb eingezeichnet ist Nassau, rot die Gebiete, die zum Kurfürstentum Köln bzw. Mainz gehören.

Nördlich von Berg verläuft die Grenze zu Nassau. Hier steht heute noch ein alter Grenzstein im Geisenwald, der die Gebietstrennung von Trier und Nassau anzeigte.

1694

Philipps Werstorffer aus Kölbingen ist von 1694 bis 1700 Heimberger zu Schönberg.

1696

In dem von der Pfarrei Schönberg neben der Pfarrkirche erbauten Fachwerkhaus nach altfränkischer Bauart wird den Kindern aus sieben Dörfern des Kirchspiels Schönberg Schulunterricht erteilt. Am 28. Januar 1696 wird die Winterschule zur Pfarrschule aufgewertet. Pfarrer Pithan stellt als erster Pfarrschullehrer Matthias Möller ein.

 

Wegen schulischer Unzulänglichkeit wird die Pfarrschule zum 18. März 1835 von der Nassauischen Landesregierung für geschlossen erklärt.

(Photo: Ulrich Schlag)

 Alte Pfarrschule (im Volksmund "Küsterhaus") im Ortsteil

Schönberg in Kölbingen