Die heutige Pfarrei Kölbingen ist aus der alten Pfarrei Schönberg bzw. Schönberg-Möllingen entstanden, welche wiederum als Oberkirchspiel ein wesentlicher Teil der uralten Pfarrei Salz war, einer der ältesten Pfarreien des Westerwaldes.
Ursprünglich gehörten die Westerwälder Pfarreien in den Zusammenhang des ältesten deutschen Bistums, des alten Erzbistums Trier. Ende des 2. Jahrhunderts kannte schon Irenäus von Lyon christliche Gemeinden im Gebiet der römischen Provinz Belgica, deren Provinzhauptstädte Reims und Trier waren. Trier besitzt eine Bischofsreihe, die mit dem Heiligen Eucharius, Valerius und Maternus noch in die Zeit der Christenverfolgung, das 3. Jahrhundert, zurückreicht.
Im 4. Jahrhundert war Trier nicht nur eine der Hauptstädte des römischen Weltreiches, auch für das Christentum gingen unter den Bischöfen Maximin und Paulinus bedeutende Impulse aus. Drei der alten lateinischen Kirchenlehrer, Augustinus, Ambrosius und Hieronymus, waren jeder auf seine Weise mit den alten Stätten des Christentums verbunden.
Schon unter Bischof Maximin breitete sich die ursprüngliche Stadtreligion der Christen auf das Land aus. Einer der ersten nachweisbaren Landgeistlichen war der heilige Lubentius (+349), der, durch archäologische Zeugnisse erwiesen, in Kobern an der Mosel wirkte. Eine Missionstätigkeit an der Lahn in Dietkirchen wird jedoch erst von der hochmittelalterlichen Legende behauptet.
Erst nach der Taufe Clodwigs drang das Christentum vermehrt auch in das rechtsrheinische Gebiet vor. Ab dem 6. und 7. Jahrhundert begann die Christianisierung des rechtsrheinischen Raumes. Frühestes Zeugnis ist bislang ein 1959 gefundener Kreuzanhänger aus Diez, der ins 6. Jahrhundert datiert wird.
Lubentiuskirche in Dietkirchen (Photo: Ulrich Schlag)
Die ehemalige Stiftskirche St. Lubentius im Limburger Stadtteil Dietkirchen am Westufer der Lahn war bis ins 13. Jahrhundert die bedeutendste Kirche des Lahngaues und seiner Nachfolgeterritorien. In dem Sakralbau werden die Gebeine des heiligen Lubentius als Reliquien aufbewahrt. Das auf das 9. Jahrhundert zurückgehende Stift erlosch im Zuge der Säkularisierung.
Heute dient St. Lubentius als katholische und die Dreifaltigkeitskapelle als evangelische Pfarrkirche von Dietkirchen. Das Gebäude ist eine romanische Basilika mit Querhaus und Doppelturmfassade, die im Wesentlichen im 11. und 12. Jahrhundert ihr heutiges Aussehen erhielt.
Dietkirchen dürfte wohl zu den ältesten Kirchen des Lahnraumes zählen.
Lubentiuskirche in Dietkirchen (Photo: Ulrich Schlag)
Mit der alten Peterskirche von Altendiez, Meudt und Niederzeuzheim reicht diese Pfarrei wohl noch in das 7. oder 8. Jahrhundert zurück. Ein flächendeckendes Pfarrei -Netz wurde jedoch erst nach Karl dem Großen im 9. Jahrhundert errichtet.
Aus dieser Zeit stammt auch vermutlich die Gründung der Pfarrei Salz, die einen Patron des Trierer Raumes als Titelheiligen hat, den heiligen Bischof Adelphus, der dem Trierer Suffraganbistum (untergeordnetes Bistum) Metz etwa um 400 vorstand.
Ortschaft Salz mit Adelphuskirche (Photo: Ulrich Schlag)
Die Gründung der Pfarrei Salz ist möglicherweise noch mit der karolingischen Kirche zu verbinden. 836, kurz bevor man auch die Gebeine des heiligen Lubentius nach Dietkirchen übertrug, wurden die Reliquien des Heiligen erhoben und in die Abtei Neuwiller-les Saverne im heutigen Elsaß gebracht. Vielleicht ein Anlass für den Trierer Erzbischof dieses rechts des Rheins einmalige Patrozinium bei einer Kirchengründung zu verwenden.
Unter den Staufern, vor allem unter Friedrich Barbarossa, erreichten die Grafen von Diez den Scheitelpunkt ihrer Macht. Vermutlich aus seiner Ehe mit einer namentlich nicht bekannten Erbtochter der Grafen von Nüringen erbte Heinrich II. von Diez (1145-1189) erheblichen Besitz in der Wetterau. Er begleitete Barbarossa auf dessen Italienzügen und war dort an diplomatischen Verhandlungen beteiligt, ebenso sein Sohn Heinrich III. 1207 traten Heinrich III. und sein Bruder Gerhard II. die Vogtei über Mainz-Kastell an das Erzbistum Mainz ab und erhielten im Gegenzug von König Philipp von Schwaben Reichsgut bei Usingen. Gerhard II. gehörte dem Regentschaftsrat und dem Erzieher-Kreis Heinrichs VII. an.
Die Brüder Heinrich III. und Gerhard II. veranlassten vor 1255 die Gründung des Stifts in Salz als Hausstift der Grafen von Diez. Um 1225 wird ein Priester Albert genannt.
1234 taucht ein Pleban Wigand von Salz in der Zeugenliste einer Urkunde des Georgsstifts in Limburg auf.
Die Grafschaft wurde bereits von ihren Zeitgenossen als Goldene Grafschaft bezeichnet. In ihr bestanden die Hochgerichte Stuhllinden bei Winnen-Höhn, St. Maximinus bei Ellar und Reckenforst bei Dietkirchen.
Diese wiederum gliederten sich in folgenden Zehntgerichte: Altendiez, Flacht, Hanstätten, Lindenholzhausen, Dauborn, Niederhadamar (Dehrner Zent), Hundsangen, Nentershausen, Meudt, Salz, Rotzenhahn, Hoehn-Rennerod, Vilmar, Schuppach, Panrod, Kirberg und Camberg, Lahr, Elsoff, Blessenberg (Frickhofen) und Niederzeuzheim.
Urkundlich wird die Pfarrei Salz jedoch erst im 13. Jahrhundert erwähnt.
Der bestehende Kirchenbau ist selbst jedoch die älteste Urkunde, denn er datiert schon in die Zeit um 1150. 1255 wird die Kirche dann als Stiftskirche bezeichnet, als in einer Auseinandersetzung zwischen dem Herrn von Runkel und dem Grafen von Diez die Kanoniker-Pfründen (Kanoniker = Stiftsherr od. Chorherr) bei der Kirche von Salz erwähnt werden.
Wahrscheinlich entstand das Stift nach 1234 und hatte 4 Kanoniker. Vorsteher war der Dekan, 1261 und 1273 wird in dieser Funktion ein Dietrich genannt. Alle Pfründe waren vom Grafen von Diez zu verleihen. Eines der Kanonikate war mit dem Patronat in Salz verbunden. Wahrscheinlich war das Stift aus einer Kleriker-Gemeinschaft entstanden, die den überaus großen Pfarrsprengel von St. Adelphus zu versorgen hatte, der auch mit zahlreichen Adelsfamilien ausgestattet war. Zumindest im Kaplan der Herren von Molsberg, dem Dekan Dietrich, kommt dies 1273 zum Ausdruck.
1289 wurde das kleine Landstift in den Hauptort der Grafschaft nach Diez verlegt. Die unzureichenden Einkünfte der Pfarrei hatten die Kanoniker an der Einhaltung der Residenzpflicht in der Salzer Kirche gehindert. Nach der Verlegung verblieb Salz einer der ausgedehntesten Pfarreien des Westerwaldes.
Adelphuskirche zu Salz (Photo: Ulrich Schlag)
Zum Salzer Sprengel (Unterkirchspiel) gehörten:
Erwähnt im
Jahre |
Ehemalier Name |
Letzter Name |
Noch existent |
Bemerkung |
1253 |
Rode |
Roth |
Ja |
Ortsteil von Salz |
1299 |
Husen |
Hausen |
Nein |
|
1336 |
Nuenrode |
Neuroth |
Ja |
bei Bilkheim |
1345 |
Bullincheym |
Bilkheim |
Ja |
|
1325 |
Strytheim |
Atreitheim |
Nein |
|
1290 |
Herspach |
Herschbach |
Ja |
|
1219 |
Wagenscheit |
Wahnscheid |
Ja |
Ortsteil von Herschbach |
1508 |
Mern/Mynern |
Mähren |
Ja |
|
1439 |
Wersdorf |
Wörsdorf |
Ja |
Ortsteil von Guckheim |
1299 |
Gochheim |
Guckheim |
Ja |
|
1399 |
Broychhusen |
Bruchhausen |
Nein |
|
1399 |
Gerkenrode |
Girkenroth |
Ja |
|
1330 |
Crainichstein |
Kranstein |
Nein |
|
1325 |
Hampuschein |
Hombusch |
Nein |
|
1354 |
Sengenscheid |
Sainscheid |
Ja |
Zählte bis 1786 zum Unterkirchspiel, da Pfarrabgaben direkt nach Salz abgegeben wurden |
Alte Pfarrkirche zu Kölbingen-Schönberg (Photo: Ulrich
Schlag)
Zum Salzer Oberkirchspiel (Pfarrei Schönberg-Möllingen) zählten: |
Erwähnt im Jahre |
Ehemalier
Name |
Letzter Name |
Noch existent |
Bemerkung |
1234 |
Sconenberg |
Schönberg |
Ja |
Ortsteil von Kölbingen |
1322 |
Mullungen |
Möllingen |
Ja |
Ortsteil von Kölbingen |
1253 |
Kolpinheim |
Kölbingen |
Ja |
|
1325 |
Berg |
Berger Hof |
Nein |
Gehörte zu Kölbingen |
1292 |
Hertlingen |
Härtlingen |
Ja |
|
1325 |
Westerde |
Westert |
ja |
Ortsteil von Härtlingen |
1383 |
Otterbach |
Otterbach |
Nein |
Gehörte zu Kölbingen |
1250 |
Wizzelebach |
Witzelbach |
Ja |
Ortsteil von Härtlingen |
1417 |
Uff der Elben |
Elben |
Nein |
Ortsteil von Kaden |
1559 |
Keuthen |
Kaden |
Ja |
|
1525 |
Bilstein |
Beilstein |
Nein |
Gehörte zu Kaden |
1295 |
Menningen |
Meiningen |
Nein |
Gehörte zu Kaden |
1325 |
Buningen |
Beuningen |
Nein |
Gehörte zu Kaden |
1334 |
Brandscheide |
Brandscheid |
Ja |
|
1525 |
Fischbach |
Fischbach |
Nein |
Gehörte zu Kölbingen |
1403 |
Rodenbach |
Rothenbach |
Ja |
|
1299 |
Heinburg |
Himburg |
Ja |
Ortsteil von Rothenbach |
1370 |
Heimendorf |
Himdorf |
Nein |
gehörte zu Rothenbach |
1334 |
Pifensterz |
Pfeifensterz |
Ja |
Ortsteil von Rothenbach |
1334 |
Mulen hinder Brandscheide |
Hintermühlen |
Ja |
Ortsteil von Langenhahn |
1428 |
Eltzungen |
Elsingen |
Nein |
|
1374 |
Hane |
Hahn am See |
Ja |
|
1509 |
Niddernhane |
Niederhahn |
Nein |
|
1383 |
Ellmennyngen |
Elbingen |
Ja |
|
1589 |
Etzenbach |
Etzelbach |
Ja |
|
1671 |
Hof Maisenburg |
|
Nein |
|
1356 |
Ubersain |
Obersayn |
Ja |
|
1564 |
Kleinhaindorf |
|
Nein |
|
1525 |
Uff der seyn |
Auf der Sayn |
nein |
|
In Schönberg befand sich um 1400 schon eine Kapelle, deren Patronat die Familie "von Brambach" besaß. Ihre Erben "Walderdorff" gaben dasselbe jedoch 1927 an das Bistums Limburg ab. Damals dürfen wir uns aber unter einer Kapelle kein kleines Kirchlein vorstellen. Kapelle war damals eine Kirche, die jedoch keinen ständigen Pfarrherren hatte, sondern in unserem Falle von Salz aus mitpastorisiert wurde. Eine ebensolche Kapelle befand sich seit 1455 in Hahn.
Die Abspaltung von der Mutterkirche in Salz dauert sehr lange. Im Streit mit der Mutterkirche in Salz kommt es erst 1654 zu einem Vergleich in Carden an der Mosel, den auf Schönberger Seite die Kirchenmeister Bernhard Nipgen und Dietrich Menges unterzeichneten. Bis zur endgültigen Bestätigung der Pfarrei übernimmt ein Priester der Kölner Diözese namens Lambert Lommersen die Vikarstelle.
Auch noch Jahrzehnte später gibt es zwischen Salz und Schönberg immer wieder Streit.
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