1900 - 1924


1900

Nach der Gründung der Preußischen Provinz Hessen-Nassau folgen mehrere Verwaltungsreformen im Preußischen Königreich. Der Westerwald ist in drei Kreise aufgeteilt. Unterwesterwaldkreis mit Sitz in Montabaur, Oberwesterwaldkreis mit Sitz in Bad Marienberg und Kreis Westerburg mit Sitz in Westerburg. Bei der Verwaltungsreform im Jahre 1932 werden der Oberwesterwaldkreis und der Kreis Westerburg zusammengelegt zu einem Oberwesterwaldkreis mit Sitz in Westerburg.

Möllingen um 1900

Kölbingen zählt um 1900 zum Landkreis Westerburg im Regierungsbezirk Wiesbaden der Preußischen Provinz Hessen-Nassau.

 

 

Ìm Ortsteil Möllingen gibt es in unmittelbarer Nähe des St. Josephsheim eine Gaststätte eines Christian Forst. Spätere Namen sind "Gasthaus Kaspar Reichert", "Gaststätte Theresa Reichert", "Gaststätte Goswin Reichert", "Treffpunkt", "Fanissimo". Die Gaststätte gibt es noch heute und trägt den Namen "Zum Griechen“

 Im Jahre 1900 erscheint in

Berlin im Verlag

des Georg Reimer das Krankenhaus-Lexikon für das Deutsche Reich.

 

 

 

 

Das um 1900 entstandene Lichtbild zeigt die Bertha Feldes, letzte Betreiberin der Gaststätte Feldes in Schönberg.

 

Am 16. Mai 1900 feiert Lehrer Eulberg sein 25jähriges Dienstjubiläum in Kölbingen. Der Nassauer Bote berichtete darüber:

"Am Vorabend des Festes kamen die erwachsenen früheren Schüler und Schülerinnen des Jubilars und gratulierten demselben, während sie ihm gleichzeitig einige wertvolle Geschenke überreichten. Nach eingetretener Dunkelheit bewegte sich ein imposanter Fackelzug nach der Wohnung des Jubilars. Der Kirchenchor brachte ein Ständchen dar, Bürgermeister Bender dankte nach einer Ansprache dem Lehrer für sein aufopferungsvolles und erfolgreiches Wirken in der Schule und in der Gemeinde. Die Hauptfeier war am anderen Tag in der Kirche und in der Schule. Pfarrer Buus, alle Lehrer des Kirchspiels und Landrat Duderstadt gehörten zu den Gratulanten. Ihr Ende fand die Feier in einer geselligen Vereinigung der Vorgesetzten und Freunde des Jubilars in dessen Haus."

 

Das Schulgebäude befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Für eine neue Schule fehlen die nötigen Mittel. Nachdem aber die Regierung einen Zuschuss von 15000 Mark bewilligt hat, werden die Arbeiten für einen Neubau vergeben.

Die Gebrüder Ferger, Maurermeister zu Gemünden, erstellen den Bau 3% unter dem Kostenvoranschlag. Die Bauarbeiten beginnen im Oktober im Jahre 1900.

 

Das Foto stammt aus dem Jahre 1900. Bei dem Gebäude handelt es sich um das Wohnhaus der Familie Heinz mit integrierter Warenhandlung in Kölbingen, Bergstraße 11). Die Personen auf dem Lichtbild sind Margaretha und Philipp Heinz mit den Töchtern Maria und Lisa. Das dritte Kind verstarb kurz nach der Fotoaufnahme.

1901

Die preußische Regierung stimmt am 27. Februar 1901 der Errichtung der Kapellengemeinde Rothenbach zu. Im März 1898 war mit dem Bau der "Herz-Jesu-Kapelle" begonnen worden. Pfarrer Buus aus Kölbingen hatte hieran wesentlichen Anteil. Er war es auch, der das Kirchlein am 1. Oktober 1898 einsegnete.

Herz-Jesu-Kapelle in Rothenbach

 

Am Morgen des 4. Dezember 1901 erfolgt durch den Pfarrer die Einsegnung der neuen Schule in Kölbingen.

Zur Feier erscheinen Pfarrer Laufer aus Hahn, Ortsschulinspektor Pfarrer Pehl aus Möllingen, Kaplan Assmann vom St. Josephsheim, die Lehrer der Umgebung, Schulvorstand und Gemeindevertretung sowie eine große Anzahl Kölbinger Bürger. Die Kinder versammeln sich am Nachmittag im alten Schulgebäude und gehen in einem feierlichen Zug mit Tannenbäumchen, Kränzen, Bildern und Fähnchen geschmückt zum neuen Schulhaus. Nach einem Lied der Kinder begrüßt ein Schüler die Gäste. Der Landrat bringt ein dreifaches Hoch auf den Kaiser aus. Es folgten weitere Reden. Zum Schluss dankt Bürgermeister Bender allen, die zum Schulneubau beigetragen hatten. Die offizielle Feier endet mit dem "Tedeum" und alle Festteilnehmer erhalten ein Glas Freibier.

 

Für nur drei Monate im Jahre 1901 ist Hermann Tiesler Pfarrer in Schönberg-Möllingen

1902

In Kölbingen gründet sich ein Männergesangverein. Er trägt den Namen "Cäcilia" (später „Frohsinn“) und steht unter dem Dirigat des Lehrers Dill aus Brandscheid. Die Gründungsmitglieder des Vereins sind u.a. Josef Hebgen, Christian Junk, Johann Klee, Johann Kloft, Wilhelm Schuy, Matthias Steinebach und Wilhelm Zirfas

1903

Die Schülerzahl in der Kölbinger Schule ist auf 103 gestiegen. Lehrer Eulberg fühlt sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Nach Kölbingen soll nun eine zweite Lehrkraft kommen.

1904

Erst im Aprill 1904 kommt mit Georg Schmidt die zweite Lehrkraft nach Kölbingen.

1906

In Kölbingen gibt es Anfang 1900 noch eine Gaststätte mit dem Namen "Zur Erholung“ (Im Volksmund "Heidrich`s"). Inhaber war ein Wilhelm Zirfas. Auf einer Lithographie ist die Gaststätte abgebildet.

Ansichtskarte von Kölbingen mit Datum vom 4. September 1906

Das Gebäude steht in der Mittelstraße 2 in Kölbingen (heute Praxis Kretz)

Am 14. Februar feiern 2 Söhne der Pfarrei Schönberg-Möllingen ihre Primiz. Es sind dies Jakob Menges und Johann Baldus. Jakob Menges hält sein erstes hl. Messopfer in der neu erbauten Kapelle in Rothenbach, Johann Baldus in der Pfarrkirche zu Schönberg.

Schulbild mit Lehrer Eulberg aus dem Jahre 1906

Von einer Braunkohlengrube „Eduard“ bei Caden (später Kaden) ist zu berichten, daß dort 1907 alles aufgeboten werden musste, um das andringende Wasser zu bewältigen. Dieses Braunkohlenfeld war 1906 von den Gewerken Dr. Schmieden & Marx aus Berlin gekauft worden. Es wurden Kohlenflöze von 4 m Mächtigkeit gefunden. Die Brikettierung der gefundenen Braunkohlen sollte dort betrieben werden. Bis zur Inbetriebnahme der Querbahn Westerburg - Montabaur wurde eine Drahtseilbahn zum Bahnhof Westerburg gebaut; später sollte der Bahnanschluss an die neue Eisenbahn bei Möllingen eingerichtet werden. Man rechnete mit einem Kohlenversand von etwa 70 Doppelwaggons pro Tag.

1907

In der Ausschreibung für die Pfarrstelle in Schönberg heißt es:

„Diejenigen Herren Geistlichen, welche sich um die durch Resignation des bisherigen Inhabers erledigte Pfarrei Schönberg-Möllingen zu bewerben beabsichtigen, wollen ihre Gesuche alsbald bei dem Patronatsherren der genannten Pfarrei, dem Herrn Grafen von Walderdorff auf Schloss Molsberg einreichen.“

 

Der letzte Pfarrer der Pfarrei Schönberg-Möllingen, der durch den Patronats-herren in Molsberg eingeführt wird, ist Pfarrer Martin Kaiser.

 

In Schönberg gibt es 1907 eine Gastwirtschaft und ein Verlag eines Mathias Feldes. Eine Lithographie aus diesen Tagen zeigt einige Gebäude von Schönberg. Zu sehen sind: Forsthaus, alte Pfarrkirche, Küsterhaus und die Gastwirtschaft des Mathias Feldes.

 

1910

Die Eisenbahnstrecke Westerburg - Montabaur wird eröffnet mit einer Haltestation und Bahnhof in Kölbingen.

Während der Bauphase sind viele Kölbinger Bürger in Brot und Arbeit.

Die feierliche Einweihung der Bahnstrecke Montabaur - Westerburg ist am 28. Mai 1910. Alle Einwohner und die der umliegenden Gemeinden sind erschienen; auch die Schulkinder mit ihren Lehrern. Der Bahnhof Kölbingen war zuvor mit Fahnen, Kränzen und Tannenbäumchen geschmückt worden. Gegen 9:00 Uhr trifft der Zug aus Sainscheid ein. Auch er ist bekränzt. Nachdem die Vertreter der Staats- u. Kommunalbehörden aus Frankurt und Wiesbaden ausgestiegen sind, werden sie von Lehrer Eulberg begrüßt. Nach dem Absingen der Nationalhymne setzt sich der Zug nach Elbingen/Mähren in Bewegung.

Die Bahnstrecke blieb bis 1983 in Betrieb. Die Einstellung des Personenverkehrs erfolgte am 30.05.1981. Der Güterverkehr zwischen Westerburg und Wallmerod wurde am 25. 09. 1983 eingestellt. Der Abbau der Bahnstrecke erfolgte von Dezember 1987 bis Juni 1988.

Heute wird die Bahntrasse als Rad- und Wanderweg genutzt.

 

Postkarte aus dem Jahre 1910

Das Lichtbild zeigt Peter Kuch und seine Frau Elisabeth. Im Jahre 1910 errichtet Peter Kuch das Gebäude Haus Nummer 24 in Möllingen und betreibt dort eine Bäckerei. Im Jahre 1910 wurde auch die Bahnstrecke Montabaur - Westerburg fertiggestellt. Angeschlossen ist mit dem Bahnhof in Kölbingen auch der Steinbruch im Hirschberg, sicherlich ein wirtschaftlicher Faktor, hier einen Bäckereibetrieb zu eröffnen.

Zwischen 1900 und 1940 fand in den Westerburger Steinbrüchen, so u. a. auch in der "Rothe Höhlern"im Geisenwald nahe dem "Westerburger Kopf" bei Kölbingen Basaltabbau statt.

1911

Auf der Grube Eduard zwischen Kaden und Härtlingen wurde im Anschluss an die Aufbereitung (Kohlenbrechanlage) eine Drahtseilbahn nach der Eisenbahnstation Kölbingen der Bahnlinie Westerburg—Montabaur hergestellt und in Betrieb genommen.

Das Bild entstammt einer Postkarte aus dem Jahre 1911. Es zeigt die rückwärtige Front des Bahnhofs mit der Schutzbrücke der Förderanlage im Hintergrund. Im Vordergrund ist der Fußweg zur K 73 nach Kaden zu erkennen.

1912

Im Jahre 1912 feierte der Kölbinger Priester Josef Wingenbach seine Primiz. Das Foto entstand vor dem Wohnhaus der Wingenbachs (Dorfname "Heronds") in Möllingen.

1913

Lehrer Mathias Eulberg schreibt in diesem Jahr in die Schulchronik:

Das Jahr 1913 erinnerte uns an den vor 100 Jahren stattgefundenen Freiheitskrieg. Viele wichtige Gedenktage derselben wurden im ganzen deutschen Vaterland und noch über seine Grenzen hinaus gefeiert. Ganz besonders wurde der 18. Oktober, der Erinnerungstag an die Völkerschlacht bei Leipzig, festlich begangen. Am Morgen fand hier eine entsprechende Feier in den beiden Schulen statt. Gegen Abend zogen die hiesigen Ortsbewohner, an der Spitze der hiesige Kriegerverein, auf die bei Schönberg gelegene Anhöhe „Hommenkeller“. Hier war im Laufe des Tages ein mächtiger Holzhaufen aufgeschichtet worden, welcher jetzt angezündet wurde. Während die Flammen gegen Himmel schlugen, wurden verschiedene Vaterlandslieder zum Vortrag gebracht. Schreiber dieses hielt sodann eine längere Ansprache über die große, entscheidende Schlacht, in welcher der eroberungssüchtige Kaiser Napoleon I. eine vollständige Niederlage erlitt. Zum Schluss brachte er ein dreimaliges Hoch auf den obersten Kriegsherrn, unser glorreich regierender Kaiser aus, in welches alle Anwesenden mit Begeisterung einstimmten. Hierauf begab man sich in die Gastwirtschaft von Wilhelm Zirfas, wo man noch einige Stunden in gemütlicher Unterhaltung verweilte.“

 

1914

Der erste Weltkrieg bricht aus mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 23. Juli 1914 und Deutschland an Russland am 1. August 1914.

 

 

Auch bald schon treffen die ersten Verwundetentransporte mit der Bahn im Westerwald ein. Die Verletzten werden, auf Stroh gebettet, mit Fuhrwerken in die Krankenhäuser gefahren. Als Lazarett dienen das Brüderkrankenhaus in Montabaur und das Johanniterkrankenhaus in Dierdorf. Weiter befindet sich ein Lazarett bei den "Arme Dienstmägde Jesu Christi" in Dernbach sowie bei den "Schwestern von der göttlichen Vorsehung" (St. Josephsheim) in Kölbingen und im Schloss Hachenburg.

 

 

 

Nach 39 jähriger Tätigkeit im Dorf reicht Lehrer Eulberg seine Pensionierung ein. Bei seiner Versetzung in den Ruhestand wird ihm von Kreisschulinspektor, Pfarrer Engelmann, in Anwesenheit des Schulvorstandes der "Adler", Königlicher Hausorden von Hohenzollern, verliehen.

1915

Im Januar werden die ersten Lebensmittel rationalisiert und Brotkarten eingeführt; später gibt es dann Brotbücher. Es herrscht großer Mangel. Es fehlt an Fett, Mehl, Öl und Petroleum. Es herrscht Arbeitskräftemangel. Fast alle männlichen Personen, welche sonst die kräftigsten Arbeiter abgeben, sind im Krieg. Frauen, Mädchen und Kinder müssen nun alleine die schwere Feldarbeit verrichten.

 

Zu der Situation im Jahre 1915 schreibt Lehrer Weisenfeld in der Schulchronik:

 

"Den Heldentod fürs Vaterland starb am 24. Juni 1915 Lehrer August Abitzsch ehem. Fernsprecher beim Bataillonsstab des 2. Bataillons Inf. Reg. Nr. 221. Seit 1. Juli 1914 war er Lehrer dahier. Am 29. November 1914 trat er bei der 5. Kompanie des Res. Inf. Reg.  Nr. 221 ein, wo er Fernsprecher beim Bataillonsstab war. Beim Leitungsbau schwer verwundet, starb er am 24. Juni 1915 in einem Lazarett in der Nähe von Lemberg und wurde dort auch in einem Einzelgrab beigesetzt. Er ruhe in Frieden.

Aus unserer kleinen Gemeinde weilen gegenwärtig Krieger an der Front. 8 Krieger starben schon den Heldentod für Kaiser und Reich, während Einer vermisst ist.

 

Infolge des Kriegszustandes ist die Zufuhr von Ölen und Fetten aus dem Ausland nach Deutschland so gut wie abgeschnitten. Der Mangel an der Zufuhr hat vor allem auf dem Gebiet der Öl und Fette zu einer Knappheit geführt, die vornehmlich durch Nutzbarmachung aller heimischen Öl- und Fettquellen gesteuert werden muss. Für 1 Pfund Seife werden 3 Mark bezahlt.

 

Für die Versorgung mit Petroleum steht infolge des Fehlens der amerikanischen Zufuhr für die nächsten Monate nur etwa der fünfte Teil der in  Friedenszeiten benötigten Menge zur Verfügung. Hierhin kam im Winter nur einmal monatlich der Petroleumwagen. Mit der Carbidlampe mussten sich die Leute begnügen. Nach amtlichen Mitteilungen sind von den im Felde stehenden Lehrern des Regierungsbezirkes Wiesbaden bis jetzt 150 Lehrer gefallen."

 

 

1916

Die Schlacht bei Verdun beginnt am 21. Februar 1916 mit einem achtstündigen deutschen Dauerbeschuss aus 1300 Geschützen. Der Chronist Wittmann schreibt in seine Chronik:

"Deutlich sind in Kölbingen in den Märztagen der Kanonendonner von Verdun zu hören."

Und vor Ort in Verdun sind auch Einwohner von Kölbingen in die Kämpfe eingebunden, wie aus dem Militärpass des Musketier (Infanterist) Theodor Olberts ersichtlich ist.

 

 Die Lebensmittel werden weiter rationiert. So werden für die Gaststätten in Kölbingen zwei fleischlose Wochentage vorgeschrieben. Die Kinder von Kölbingen sammeln Brombeerblätter und andere Kräuter für Tee. In den Wäldern sammeln sie Bucheckern und Eicheln. Bedeutende Mengen wildwachsender Gemüse werden gesammelt. Da man aus Knochen Fette und Öl gewinnen kann, werden die Schulen aufgefordert, Knochen zu sammeln. 50 Pfund kommen in Kölbingen zusammen.

1917

Das Ministerium weist auf einen Erlass vom 10. Januar 1914 hin, wonach jede Schule 30 weltliche und 30 kirchliche Lieder in ihrem Repertoire zu haben hat.

 

Aus Mangel an Buntmetallen sollen die bronzenen Kirchenglocken abgegeben werden. Die Kirchengemeinde Kölbingen muss die zwei kleinsten Glocken der Pfarrkirche abgeben. Zuvor waren schon die Zinn-Pfeifen der Kirchenorgel zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden.

 

Das dritte Kriegsjahr neigt sich dem Ende zu. Millionen von Menschenleben sind in diesen drei Jahren geopfert, Milliarden von Werten sind verloren. Welche Strapazen und Gefahren die Kriegsteilnehmer ausgesetzt waren, sieht man in einem Auszug des Militärpasses von Theodor Olberts. Hier sind die einzelnen Schlachten und Kämpfe aufgelistet.

1918

Laub-Heu muss gesammelt werden. Die Sammlung darf sogar während der Unterrichtszeit durchgeführt werden. Der Staat vergütet pro Zentner 14 Mark. In Kölbingen kommen 12 Zentner zusammen, in Caden 8.

 

Im Weltkrieg beteiligt sich die Schule an den Kriegsanleihen. Bei der 4. kamen in Kölbingen 90 Mark zusammen. Trotzdem der Lehrer in den Herbstferien in den Häusern für die 5. Kriegsanleihe warb, war die Teilnahme der Kinder sehr mäßig. 1917 erbrachte die 6. Kriegsanleihe 180 Mark, die 7. 100 Mark. 1918 wurde bei der 8. Kriegsanleihe von der Schule nichts gezeichnet.

 

Die Versorgungsmängel durch die britische Seeblockade, der Zusammenbruch der Verbündeten und die Entwicklung an der Westfront während der alliierten Hundert-Tage-Offensive führten zur Einschätzung der deutschen Militärführung, dass die deutsche Front unhaltbar geworden war. Am 29. September 1918 informierte die Oberste Heeresleitung entgegen allen bisherigen Verlautbarungen den Deutschen Kaiser und die Regierung über die aussichtslose militärische Lage des Heeres und forderte durch Erich Ludendorff ultimativ die Aufnahme von Waffenstillstands-Verhandlungen. Am 4./5. Oktober 1918 ersuchte Reichskanzler Max von Baden die Alliierten um einen Waffenstillstand. Indem die Seekriegsleitung mit dem Flottenbefehl vom 24. Oktober 1918 im Sinne eines „ehrenvollen Untergangs“ die bisher vermiedene Entscheidungsschlacht mit der "Grand Fleet" suchte, weckte sie den Widerstand von Matrosen, die in wachsender Zahl den Befehl verweigerten und als Folge die Novemberrevolution auslösten. Am 11. November 1918 trat der Waffenstillstand in Kraft.

 

Der erste Weltkrieg ist zu Ende. Die Friedensbedingungen wurden in den Jahren 1919 bis 1923 in den Pariser Vorortverträgen geregelt. Von den Verlierermächten konnte lediglich Bulgarien die staatliche Größe und Ordnung der Vorkriegszeit erhalten, das Osmanische Reich und Österreich-Ungarn zerfielen, in Russland ging das Zarentum unter, in Deutschland das Kaiserreich.

1919

Mit dem 1. Oktober 1919 wird die geistliche Schulaufsicht in Preußen aufgehoben. Elternbeiräte werden in den Schulen gebildet. In Wiesbaden wird eine Bezirkslehrerkammer eingerichtet. Die Lehrer schließen sich zu Kreislehrervereine zusammen. Die Grenzen decken sich meist mit den politischen Kreisen. Auf Anregung des Vereins werden die Gemeinden veranlasst, Wirtschaftsbeihilfen zu bewilligen. Kölbingen bewilligt den beiden Lehrern je 500 Mark.

 

Alle Sänger des Kölbinger Männergesangsverein sind aus dem Kriege glücklich zurück gekehrt. Es kommt zur Neugründung des Vereins unter dem Namen "Frohsinn".

1920

Am 11. August 2017 erscheint in der Westerwälder Zeitung ein Artikel über den Steinbruch Sauerborn in Westerburg in dem auch Bürger aus Kölbingen gearbeitet haben. Das aus den 1920er Jahren stammende Bild zeigt die Arbeiter im Steinbruch. Das Bild stammt aus einem Nachlass der Großeltern von Horst Steinebach, der früher in Kölbingen lebte.

Lehrer Rickenberg mit Ehefrau

 

1920 kommt Lehrer Rickenberg an die Schule nach Kölbingen.

Er wurde am 29. Jan. 1892 in Weitmar Kr. Bochum geboren.

 

In jeder Schule im Land, so auch in Kölbingen, wird der erste Elternbeirat gebildet. Er soll der Förderung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Schule und Haus dienen und den Eltern wie der Schule die Arbeit miteinander und den Einfluss aufeinander gewährleisten.  Die Beteiligung an der Wahl ist gering.

In den ersten Elternbeirat werden grewählt:

Sebastian Bender, Rudolf Eulberg, Joseph Hebgen, Philipp Heinz, Johann Schäfer, Philipp Jung und Matthias Schmidt.

 

Meßdiener vor der Alten Pfarrkirche um 1920

Ansichtskarte Kölbingen 1920

1922

Die Schule brennt. Am 24. Januar 1922 steht der Holzkasten und ein kleiner Teil des Fußbodens der Schule in hellen Flammen. Nachbarn bemerken das Feuer und es kann schnell gelöscht werden. Einige wertlose Karten sind vernichtet. Niemand kann sagen wie der Brand entstanden ist.

 

Aus allen Teilen Deutschlands kommen Meldungen über hohe Kälte, die seit 1917 nicht mehr gewesen ist. In Kölbingen steigt die Kälte anfangs Februar bis zu 22 Grad minus. Schnee gibt es reichlich. Die „Schwarzkittel“ wagen sich, durch Futternot gezwungen, bis an das Dorf heran.  5 Wildschweine  können so am Ortsrand durch Abschuss erlegt werden.

 

Im Adressbuch des Westerwaldes von 1922 ist über Kölbingen verzeichnet:

1923

Ansichtskarte von Kölbingen 1923

Am 1. Mai 1923 kommt Lehrer Albert Borbonus nach Kölbingen. Er stammt aus Steinbach Kreis Limburg/Lahn. Als Kriegsteilnehmer des I. Weltkrieges erleidet er 1917 Kampfgasverletzungen und hat seitdem große gesundheitliche Probleme mit den  oberen Luftwegen. Die erste Lehrerprüfung legt er 1921 ab, die zweite folgte im Jahre 1923. 1933 tritt er als Mitglied in die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) ein und begleitet seidem verschiedene Ämter in der Organsiation: Schulungsobmann der NSBO (Nationalsozialistische Betriebszellen Organisation) der Ortsgruppe Hahn, später Blockleiter, 1934 Zellenleiter der NSDAP Zelle Kölbingen und Presseamtsleiter der NSDAP - Ortsgruppe Kaden.

1938 wird Lehrer Borbonus nach Oberbrechen versetzt.

1924

Der Bahnhof von Kölbingen verdankte seine Existens vor allem der Tatsache, dass er für die Verladung der in Kaden in der Grube Anna unter Tage geförderten Braunkohle gebraucht wurde. Der Ortsteil von Kaden, die Grube Anna, liegt dort, wo früher der Ortsteil Meinigen war.

Speziell für den Transport der Braunkohle wurde von der Grube eine Seilbahn nach Kölbingen gebaut. Mittels der Seilbahn beförderte man die Kohle zum Bahnhof und verlud sie dort in Güterwagen. Der Abbau wurde nach 1924 eingestellt und die Seilbahn abgebaut. Heute stehen in Kaden nur noch das ehemalige Verwaltungsgebäude, Magazin, Direktorenwohnhaus und das Wohnhaus der Vorstandsmitglieder der Grube Anna.